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"Wir haben eine neue Stufe in der Kriminalistik erreicht", sagt Robert K. Ressler, einer der ersten Profiler des FBI Anfang der siebziger Jahre. "Seit Lombroso in der zweiten
Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts versucht hat, Straftäter zu klassifizieren, hat sich auf diesem Gebiet nicht so viel auf einmal verändert wie in den letzten Jahren." Ressler machte während einer
Europareise Ende März Halt bei einem seiner Schüler, dem österreichischen Kriminalpsychologen Dr. Thomas Müller.
Cesare Lombroso versuchte, herauszufinden, ob es den "geborenen Killer" gebe. "Heute würden wir den geborenen Killer als Psychopathen bezeichnen, denn zum Mörder geboren ist keiner", erläutert Robert
Ressler. Anfang des 21. Jahrhunderts bewege sich vieles in der Kriminalistik gleichzeitig auf mehreren Gebieten: Es gibt enorme Fortschritte in der Tatortanalyse, im Täter-Profiling und in der
Persönlichkeits-Einschätzung potenzieller Täter.
Viele Morde könnten verhindert werden: "Nicht der Einzelmord, bei dem ein Ehemann seine Frau im Streit tötet. Aber bei vielen Mördern hat es sich abgezeichnet, dass sie eines Tages jemanden umbringen
würden." Anzeichen werden oft übersehen und bloß als asoziales Verhalten eingestuft, wie etwa Tierquälereien. Ressler hat als FBI-Polizist und danach als privater Kriminologe hunderte Mörder
interviewt und in den persönlichen Geschichten Parallelen entdeckt: "Erstens eine wenig fördernde Umgebung in der Kindheit. Zweitens eine Entwicklung abnormaler Fantasien. Drittens ein Betrachten
anderer Menschen als Objekt, an dem man seine Lust ausleben kann. Viertens eine Verstärkung der negativen Gewaltfantasien während des Erwachsenwerdens. Fünftens beginnen sie Mitte der Zwanziger und
in den frühen Dreißigern, ihre Fantasien auszuleben." Das entwickle sich "nicht über Nacht", erläutert Ressler. "Das sind Jahre, in denen die späteren Mörder mitunter mit Psychiatern in Kontakt
kommen."
Robert Ressler prägte in den siebziger Jahren die Begriffe Massen- und Serienmörder. Wesentlichste Unterschiede: Massenmörder erschießen mehrere Menschen in einem Ereignis und sie haben keine
Cool-off-Periode, in der sie sich wieder beruhigen. Serienmörder ermorden drei oder mehrere Menschen in drei oder mehreren Ereignissen, an verschiedenen Orten und durchleben dazwischen
Cool-off-Perioden. "Sie töten, warten, denken", beschreibt Ressler den inneren Vorgang. Sie planen ihre Taten genau, gehen nach einem Drehbuch vor, das ihre Fantasien schreiben.
Der Grundstein für das Interesse Robert Resslers für Serienkiller wurde in seiner Kindheit gelegt. Als er neun war, jagte die Polizei in Chicago, Resslers Heimatstadt, den Kindermörder William
Heirens. Er wurde 1947 verhaftet, nachdem er ein acht Jahre altes Mädchen ermordet und in zwölf Teile zerschnitten hatte. Ein Jahrzehnt später begann Ressler, die Psyche von Heirens zu studieren. Der
Mörder hatte die Stichwunden seiner toten Opfer verbunden.
Nach seinem Studium durchlief Ressler mehrere Stellen in Militär und Polizei. Von 1970 bis zu seiner Pensionierung 1990 arbeitete er als Profiler im FBI. Seither ist er privater Kriminologe. "Ich
arbeite im Prinzip dasselbe wie die letzten Jahre im FBI", schildert Ressler. "Im Grunde meines Herzens bin ich Polizist geblieben."
Robert Ressler hat bis heute Hunderte Mörder interviewt und versucht, in "ihre Seelen einzusteigen und ihr Denken zu verstehen". Er unterstützte die Polizei in Südafrika bei der Suche nach
Serienkillern und half Polizisten in London, als der "Wimbledon-Mörder" zuschlug.
Eine japanische TV-Anstalt fragte Ressler nach seiner Meinung zu einem Fall in Yokohama Bay: Das Meer hatte die Leichen einer Frau und zweier Kinder an Land gespült.
Seit einem Jahr unterstützt Robert Ressler die Polizei in Mexiko bei der Suche nach einem oder mehreren Serienmördern mit mehr als hundert Opfern. "Zuerst sah es für die Polizisten aus, als hätten
sie es mit einem Einzeltäter zu tun", berichtet Ressler. Doch es handle sich um mehrere Serien, Tötungen in Familien, im Drogen- und im Rotlichtmilieu. In einigen Fällen dürften Amerikaner nach
Mexiko gereist sein und Morde begangen haben. Die Grenzstädte El Paso (Texas) und Juárez (Mexiko) sind eine knappe halbe Stunde voneinander entfernt.