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Am 8. August 1973 erhielt das Police Department Passadena, Houston (Texas) einen Anruf des 18jährigen Elmer Wayne Henley. Dieser behauptete seinen Bekannten Dean Corll (33) in Notwehr erschossen zu haben.
Als die Beamten im Haus von Corll eintrafen, fanden sie drei Teenager vor: Elmer Wayne Henley, Tim Kerley (17) und Rhonda Williams (15). Henley erzählte den Beamten, er habe Corll nach einem Streit mit 6 Schüsse getötet. Weiter erzählte Henley, die drei seien nachts zuvor zu Corlls Haus gegangen, um eine Party zu feiern. Corll bevorzugte junge Männer und Henley „besorgte" ihm diese gegen Bezahlung, so in dieser Nacht Kerley. Allerdings sei Corll über die Anwesenheit des Mädchens dermaßen erbost gewesen, dass er im angetrunkenen Zustand die drei Teenager fesselte und sogar Henley, der mit Corll befreundet war (vielleicht auch aus diesem Grund) bekam es mit der Angst zu tun. Henley konnte Corll jedoch davon überzeugen, dass er selbst das Mädchen vergewaltigen wolle. Daraufhin wurde er von Corll los gebunden und konnte sich in einem unbeobachteten Moment die Waffe greifen. Noch ahnte keiner, dass dies erst die Spitze eines Eisberges war.
Dean Corll wurde am 24.12.1939 in Fort Wayne, Indiana geboren. Er lebte mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in Houston und zuvor in Passadena. Nach dem seine Eltern zweimal heirateten und sich auch zweimal scheiden ließen, heiratet seine Mutter ein drittes Mal. Mit Corll's Stiefvater eröffnete sie eine Süßwarenfabrik in der Dean nach der Schule aushalf. Als sich seine Mutter 1963 ein drittes Mal scheiden ließ, wurde er zum Vize-Präsident der Firma. Kurz darauf beschwerten sich die ersten Angestellten über Dean's Annährungsversuche. Dieses Problem wurde mit Kündigung der Angestellten aus dem Weg geräumt.
In seiner Kindheit war Corll ein durchschnittlich guter Schüler, der allerdings sehr schüchtern war und wenig Kontakt mit Gleichaltrigen hatte. Sein großes Interesse an der High School galt dem Posaunespielen.
Während seines Militärdienstes im Jahre 1964 erkannte er erstmals seine homosexuellen Neigungen. Er verließ das Millitär vorzeitig um wieder seine Tätigkeit im Süßwarenladen nachzugehen. Corll war bekannt dafür, den Kindern und Teenagern Bonbons zu schenken, weswegen er den Namen „Candyman" bekam. Außerdem stellte er in seiner Firma einen Aufenthaltsraum mit Billiardtisch für seine Belegschaft und die ortsansässige Jugend zur Verfügung, welcher schnell zum Freizeit-Treffpunkt wurde.
Nach der Schließung der Süßwarenfabrik im Jahre 1968 zogen Corll's Mutter und Schwester nach Colorado und Dean nahm einen Job als Elektriker an. Sie sahen ihn nie wieder.
Schon 1967 lernte Corll den 12jährigen David Brooks kennen. Brooks Eltern wurden 1970 geschieden und er zog mit seiner Mutter nach Beaumont. Doch immer wenn er zu Besuch bei seinem Vater in Houston war, besuchte er auch Corll. Der nahm ihn gelegentlich mit auf Reisen und gab ihm hin und wieder etwas Geld. In dieser Zeit entstand eine sexuelle Beziehung zwischen den beiden (möglicherweise wurde Brooks auch für seine Dienste bezahlt) und Brooks zog wieder zurück nach Houston.
Kurz darauf verschwanden die ersten Jungen. Corll agierte scheinbar zuerst alleine, bevor er Brooks für sich „arbeiten" ließ. Die Polizei führte die Jungen nach der Vermisstenanzeige meist als Ausreißer, weswegen nicht weiter ermittelt wurde.
So auch die Vermissten David Hilligiest (13) und Gregory Malley Winkle (16), die am 29.05.1971 von einem Schwimmbadbesuch nicht nach Hause kamen. Mrs. Winkle erhielt tags darauf einen Anruf von ihrem Sohn, er sei mit David in Freeport, 60 Meilen von Houston entfernt, es gehe ihnen gut. Sehr wahrscheinlich wurde Gregory zu diesem Anruf von Corll gezwungen. Des Weiteren wurde am 17.08.1971 Ruben Watson (17) nach einem Kinobesuch als vermisst gemeldet, sowie Rhondas Freund Frank Aguirre. Henley erzählte Rhonda später, wahrscheinlich auf Corlls Anweisung hin, Frank hätte Probleme mit der Mafia gehabt und deswegen untertauchen müssen. Am 21.05.1972 wurden die beiden Freunde Johnny Delome (16) und Billy Baulch (17) als vermisst gemeldet. Die Familien erhielten Tage später einen Brief ihrer Söhne aus Madisonville, 70 Milen von Houston entfernt, sie hätten dort einen besseren Job angenommen. Jedoch glaubten die Familien nicht an die Echtheit der Briefe. Auch war bekannt, dass die Jungs des Öfteren bei Corll abhingen und auf nachfragen der Eltern bei Corll gab dieser an, er wisse nicht, wo die Jungs seien. Auch hier ging die Polizei der Sache nicht weiter nach.
Im Winter 1971 lernte Corll durch Brooks Elmer Wayne Henley kennen. Er war ein langjähriger Freund des Vermissten David Hilligiest. Sehr warscheinlich sollte er zuerst das nächste Opfer sein, dann änderte Corrl scheinbar seine Absicht, da Henley die meisten Jugendlichen in der Umgebung zu kennen schien und so verschwanden min. 28 Jungen (wahrscheinlich mehr) zwischen 13 und 21 Jahren aus meist einkommensschwachen Familien (z.b. aus Houston Heights) innerhalb 3 Jahre (1970 – 1973).
Aufgrund von Henleys Aussage nach Corlls Tod grub man im gemieteten Bootsschuppen von Corll 17 Leichen aus. Weitere Leichen wurden an der Crystal Beach gefunden. Alle Opfer waren vergewaltigt und gequält worden, die Genitalien teilweise verstümmelt oder abgetrennt, danach erschossen oder stranguliert. Im Bootsschuppen fand man einen Container mit Geschlechtsteilen. Zusätzlich fand man in Corlls Haus und Auto entsprechendes Folterwerkzeug, sowie Blut der Opfer. In der Regel bewahrte Corll auch Andenken (z.B. Schlüssel) seiner Opfer auf.
Zusätzlich fand man im Haus pornographisches Material, welches 1974 zur Zerschlagung des Kinderschänderrings „Odysee Foundation" in Dallas führte.
Die Vorgehensweise der Morde war fast immer die Gleiche: Henley und Brooks lockten die vermeintlichen Opfer, für die sie in der Regel 200 Dollar pro Kopf bekamen, zu Corll nach Hause. Dort wurden die Teenager mit Alkohol oder Drogen betäubt, danach gequält, vergewaltigt und getötet. Die Leichen wurden in Plastikfolie gewickelt und entweder im Bootsschuppen, an der Crystal Beach der Halbinsel Bolivar, einem Waldgebiet nahe Lake Sam Rayburn oder einem Strand in Jefferson County vergraben. Auch soll zumindest Henley aktiv an Tötungen teilgenommen haben.
Henley, der kooperierte, wurde wegen 6fachen Mordes 1974 zu 99 lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Er begann im Gefängnis mit der Malerei. Brooks, der seine Mittäterschaft bestritt, bekam wegen eines Mordes lebenslänglich. Corll, der als Toter nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden konnte, bekam sogar ein Begräbnis mit militärischen Ehren.
Ian Brady, selbst Serienmörder, äußerte später den Verdacht, dass der Fall Corll John Wayne Gacy zu dessen Taten inspiriert hätte.
Bis heute ist der Fall noch nicht abgeschlossen, da einige Opfer noch immer nicht identifiziert sind.
2008 konnten zwei weitere Opfer identifiziert werden: der 15jährige Randell Lee Harvey, verschunden im März 1971 und Joseph Allen Lyles, verschwunden im Feb. 1973. Auch im Jahr 2011 konnten zwei weitere Opfer identifiziert werden: der 17jährige Steven Sickman, der im Juli 1972 als vermisst gemeldet wurde und der 18järige Roy Bunton, vermisst seit 21. August 1972.
Das Tragische an dem sogenannten „Massenmord in Houston" ist, dass zwei Familien mehrfach betroffen sind, da auch Geschwisterpaare unter den Opfern sind.
Opfer, chronologisch nach Vermisstendatum:
Jeffrey Konen (18) – verschwunden 25. Sept. 1970, er war per Anhalter unterwegs.
James Eugene Glass (14) und Danny Yates (15) – verschwunden 15. Dez. 1970, Bekannte von Corll und Brooks.
Donald und Jerry Waldrop (Brüder, 15 u. 13) – verschwunden 30. Jan. 1971, angeblich renovierte der Vater der Brüder während deren Ermordung ein Nachbar-Apartment neben Corll's.
Randell Lee Harvey (15) – verschwunden 9. März 1971, arbeitete an einer Tankstelle und wurde erst 2008 identifiziert.
David Hilligiest (13) und Gregory Malley Winkle (16) – verschwunden 29. Mai 1971, wollten zum Schwimmen. Hilligiest war ein Jugendfreund von Henley und Winkle war der Freund von Randell Lee Harvey's Schwester, sowie Mitarbeiter in Corll's Firma gewesen.
Ruben Watson (17) – verschwunden 17. Aug. 1971, kam nach einem Kinobesuch nicht zurück und erklärte in einem Telefonat seiner Mutter, er würde den Abend mit Brooks verbringen.
Willard "Rusty" Branch, jr. (17) – verschwunden 9. Febr. 1972, Sohn eines Polizisten, der einen Herzinfarkt erlitt während der Suche nach seinem Sohn. Er wurde vor seinem Tod kastriert.
Frank Aguirre (18) – verschwunden 24. März 1972, wollte Rhonda Williams heiraten, die beim Tod von Corll anwesend war.
Mark Scott (17) – verschwunden 20. April 1972, Bekannter von Brooks und Henley. Seine Leiche wurde bis dato noch nicht gefunden.
Johnny Delome (16) und Billy Gene Baulch jr. (17) – verschwunden 21. Mai 1972, Baulch jr. war ein ehemaliger Mitarbeiter Corll's.
Steven Sickman (17) – verschwunden 20. Juli 1972, wurde erst 2011 identifiziert.
Roy Bunton (18) – verschwunden 21. Aug. 1972, wollte zur Arbeit in einem Schuhgeschäft, identifiziert im Nov. 2011.
Wally Jay Simoneaux (14) und Richard Hembree (13) – verschwunden 3. Okt. 1972, wollten zur Schule. Simoneaux versuchte per Telefon seiner Mutter seinen Aufenthaltsort mitzuteilen, bevor die Leitung unterbrochen wurde.
Richard Kepner (19) – verschwunden 12. Nov. 1972, wollte seine Verlobte von einem Münztelefon aus anrufen. Wurde 1983 identifiziert.
Joseph Allen Lyles (17) – verschwunden 1. Feb. 1973, ein Bekannter von Corll, der in der gleichen Straße wie Brooks wohnte.
Billy Ray Lawrence (15) – verschwunden 4. Juni 1973, ein Freund von Henley, der seinem Vater per Telefon mitteilte, mit Freunden angeln zu gehen. Corll ließ ihn noch 4 Tage am Leben.
Raymond Blackburn (20) – verschwunden 15. Juni 1973, war verheiratet und stammte aus Baton Rouge. Er trampte, um sein neugeborenes Kind sehen zu können.
Homer L. Garcia (15) – verschwunden 7. Juli 1973, kannte Henley aus der Fahrschule.
John Sellars (17) – verschwunden 12. Juli 1973, wurde zwei Tage vor seinem 18. Geburtstag getötet. Er war das einzigste Opfer, welches komplett bekleidet war.
Michael Anthony Baulch (16) – verschwunden 19. Juli 1973, sein Bruder wurde ein Jahr zuvor von Corll getötet.
Marty Jones (18) und Charles Cary Cobble (17) – verschwunden 25. Juli 1973, Cobble war ein Schulfreund von Henley und Mitbewohner von Jones. Cobble's Frau war zur Zeit seines Todes schwanger.
James Dreymala (13) – verschwunden 3. August 1973, erzählte seinen Eltern, er gehe auf eine Party.
u.v.m.
Autor: Jenny G., aktualisiert 08/2011.
Quelle: u.a. www.wikipedia.de