Erwin Hagedorn

geb. 1952, gest. 1972

Land: Deutschland

aktiver Zeitraum: 1969 - 1971

Morde: 3

Hagedorn, Erwin

Eberswalde (ehemalige DDR), 31.05.1969: Die beiden 9jährigen Jungen Henry Specht und Mario Louis werden als vermisst gemeldet. Der letzte Augenzeuge, ein Jäger, sah die beiden im Wald bei einer Radtour mit einem jungen Mann.

13 Tage später finden Holzfäller die Leiche von Mario, sowie sein Fahrrad. Einen Tag später wird auch Henry tot aufgefunden – mit durchgeschnittener Kehle. Spuren gibt es keine.

Im Sommer 1969 lassen die Ermittler von Dr. Hans Szewczyk der Charité Berlin ein Täterprofil erstellen, in dem es heißt: der Täter ist ein pädophiler Blutsadist, ein jüngerer Mann, wahrscheinlich nicht vorbestraft. Die Ermittler fixieren sich auf den letzten Augenzeugen, den Jäger. Doch sie können ihm nichts nachweisen. Die Ermittlungen werden 1970 eingestellt.

Der wahre Täter Erwin Hagedorn ist Kochlehrling in der Mitropa Bahnhofsküche. Er hantiert gerne mit Messern und ist nicht sonderlich beliebt bei den anderen Lehrlingen. Er spielt Theater und steht auch sonst gerne im Mittelpunkt. Zuhause wächst er eher isoliert auf; die Eltern stellen hohe Ansprüche an ihn; und auch in der Schule wurde er oft gehänselt. Er spielt lieber mit jüngeren Kindern, vorerst nur mit Mädchen. Diese piesackt und ärgert er. Eines bedroht er sogar mit einem Messer. Dieser Vorfall hätte vorzeitig auf Hagedorn als Täter hinweisen können, doch er ist in seinen Kinderakten dokumentiert, so dass die Ermittler davon nicht in Kenntnis gesetzt werden.

Am 09.10.1971 trifft Hagedorn bei den Garagen der Neubauwohnungen auf einen Jungen. Es ist der 12jährige Ronald Winkler. Der Junge begeht den Fehler auf die offene Wiese zu rennen als Hagedorn auftaucht. Hagedorn folgt ihm und holt ihn ein. Einen Tag später wird Ronald tot aufgefunden. Diesmal hinterlässt der Täter Spuren seiner Knautschlackjacke, doch auch diese Spur hilft der Polizei nicht weiter.

Dr. Szewczyk rät den Ermittlern Befragungen in den Schulen durchzuführen. Der Täter muss durch sexuelle Belästigung früher schon aufgefallen sein. Der 12jährige Schüler Andreas K. bringt den Durchbruch: Er war mit seiner Mutter im Wald Skifahren, als sie auf Hagedorn treffen. Mit dem Einverständnis der Mutter setzen Hagedorn und Andreas ihren Weg allein weiter fort. Alleine im Wald bedroht Hagedorn den Schüler und verübt sexuelle Handlungen an ihm. Später lässt er ihn laufen. Andreas erzählt niemanden etwas. Anhand von Passbildern kann er den Täter identifizieren; es ist Erwin Hagedorn, der am 12.11.1971 verhaftet wird.

Hagedorn ist sofort geständig und kooperiert mit der Polizei. Angeblich habe ihn der Film „Es geschah am helllichten Tag“ zu den Taten angeregt. In den nächsten Vernehmungen schildert Hagedorn seine Mordtaten ohne Scheu, Scham und Reue. Die Ermittler sind schockiert über soviel Offenheit. Bei seinem ersten Doppelmord verletzt Hagedorn einen der Jungen um die beiden zu trennen. Er will mit dem zweiten Jungen Hilfe holen. Als er mit ihm alleine ist, sticht er ihm in die Herzgegend, wobei er sexuelle Erregung spürt. Dann geht er zurück zu dem ersten Jungen und schneidet ihm die Kehle durch. Die Polizei rekonstruiert die Fälle und dreht einen Polizeilehrfilm mit Hagedorn in der Hauptrolle, der diese Rolle sichtlich genießt.

Am 09.05.1972 beginnt die Verhandlung. Hagedorn wird als schuldfähig befunden und eine ständige Sicherheitsverwahrung empfohlen, aber er wird zum Tode verurteilt.

Die Eltern richten ein Gnadengesuch an den damaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht. Dieser sieht sich den Polizeilehrfilm an und lehnt das Gnadengesuch sofort ab.

Am 15.09.1972 wird Hagedorn in die Haftanstalt Leipzig verlegt. Dort wird er mit einem „unerwartetem Nahschuss“ hingerichtet. Dies war die letzte zivile Hinrichtung in der DDR.

Autor: Jenny G.

Verfilmung:

"Mord in Eberswalde" (2013)


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