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Henry Lee Lucas und Ottis Toole könnten auf der einen Seite die Serienmörder mit den meisten Opfern sein. Andererseits könnte Lucas aber auch der legitime Nachfolger von Baron
von Münchhausen sein. Er fuhr in den 70er Jahren mit dem Auto kreuz und quer durchs Land und zerfleischte nach eigenen Angaben Hunderte von Menschen.
Henry Lee Lucas wurde 1983 des Mordes an einer älteren Dame in Texas überführt. Vor Gericht bezeichnete er das ganze als Lappalie. Seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis 1975 - er hatte seine
Mutter ermordet - hätte er in der ganzen USA Hunderte von Menschen getötet, teils allein, teils zusammen mit Ottis Toole, welchen er 1979 kennen gelernt hatte.
Mit einem umfassenden Geständnis entging Lucas fürs erste dem elektrischen Stuhl und beschäftigte auf Jahre ganze Legionen von Polizisten, die nun seine Angaben überprüfen mussten.
Für Lucas brachte das nur Annehmlichkeiten mit sich. Er konnte seine Zelle für längere Zeit gegen Hotelzimmer tauschen, durfte mit Flugzeugen oder Autos von Ort zu Ort reisen, wurde in Restaurants
verköstigt und genoss überall eine Sonderbehandlung wie ein Prominenter. Schließlich kam man auf die Idee seine Geständnisse anhand von Kreditkarten und Lohnlisten zu überprüfen.
Man stellte fest, daß während er in Texas gearbeitet hatte oder in Florida Schrott verkaufte - in anderen entfernten Staaten Morde begangen haben will. Lucas saß in Texas in der Todeszelle und
wartete auf seine Hinrichtung.
Im Angesicht des Todes leugnete er jegliche Morde. Er habe nur einen Menschen ermordet - seine Mutter. Man nimmt jedoch an das Lucas für wenigstens 12 Morde verantwortlich ist. In weiteren 100 Fällen
gelten Lucas & Toole als Hauptverdächtigte. Lucas wurde in mehreren Prozessen für insgesamt 10 Morde verurteilt. Er erhielt einmal die Todesstrafe, sechsmal lebenslang sowie zusätzlich 210 Jahre
Haft.
Am 30.6.1998 sollte der 61jährige Lucas hingerichtet werden. Doch es gab Zweifel gerade in dem Fall, für den er zum Tode verurteilt wurde. 1998 wurde er vom Gouverneur von Texas, George W. Bush,
begnadigt, so dass er nur eine lebenslange Haftstrafe abbüßen muss. Dies war übrigens die einzige Begnadigung, der George W. Bush je stattgegeben hat. Er begründete sie damit, dass Henry Lee Lucas
ein bestimmter, 1979 in Texas verübter Mord nicht nachgewiesen werde konnte, da er sich in Florida befand.
Ottis Toole starb am 15. September 1996 im Gefängnis an Krebs. Henry Lee Lucas folgte ihm am 13. März 2001.
Jahre nach dem Tod von Toole konnte diesem noch der Mord an dem kleinen Adam Walsh nachgewiesen werden. Der 6jährige Adam verschwand 1981 aus einem Einkaufszentrum in Hollywood. Seine Leiche wurde zwei Wochen später enthauptet in einem Kanal entdeckt. Obwohl Toole diesen Mord gestand, später aber auch das Geständnis wiederrief, wurde er durch schlampige Ermittlungen nicht mit der Tat in Verbindung gebracht und der Mord an Adam wurde ein „Cold Case“. 2008 wurde der Fall wieder aufgerollt und Toole aufgrund von Beweisfotos, sowie Zeugenaussagen nun doch als Täter ermittelt. Der Vater von Adam, John Walsh, ist der Moderator der US-Sendung „America‘s Most Wanted“.