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Die Göhrde im Kreis Lüchow-Danneberg in Niedersachsen ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Jung und Alt. So zieht es auch das Ehepaar Peter und Ursula Reinold am 21.05.1989 zu einem Picknick hierher, von dem sie jedoch nicht zurückkehren. Einige Tage später wird ihr verlassenes Auto 50 km entfernt und fast 2 Monate später, am 12.07.1989, ihre Leichen in der Göhrde entdeckt. Ein Suizid und Unfall wird ausgeschlossen, jedoch kann die Todesursache nicht mehr festgestellt werden.
Zeitgleich mit dem Leichenfund werden Ingrid Warmbier und Bernd-Michael Köpping als vermisst gemeldet, die ebenfalls einen Ausflug in der Göhrde unternahmen. Ihr Auto wird am 19.07.1989 in Bad Bevensen gefunden und ihre Leichen am 27.07.1989, nur 800 m vom Leichenfundort der Reinolds entfernt. Die Ermittler gehen sofort von einer Verbindung der beiden Doppelmorde aus.
Kurz darauf verschwindet am 14.08.1989 zusätzlich Birgit Meier aus ihrem Haus bei Lüneburg. Am Vorabend hatte sie sich mit ihrem Noch-Ehemann Harald Meier getroffen. Das letzte Telefonat führte sie noch am selbigen Abend um ca. 22:30 Uhr mit ihrer Tochter, doch als sie am nächsten Morgen um 7 Uhr nicht mehr telefonisch zu erreichen ist wird die Polizei verständigt.
Aufgrund des aktuellen 4fach-Mordes wird im Falle Meier nur halbherzig ermittelt. Bei der Durchsuchung des Hauses wird eine offene Terrassentür festgestellt, das Nachthemd ist verschwunden und neben dem Bett befindet sich ein benutztes Taschentuch. Die Wertsachen jedoch sind vorhanden. Die Polizei geht augenscheinlich von einem Selbstmord aus.
Harald Meier, der eine Druckerei besitzt, lässt Such-Plakate drucken und setzt eine Belohnung aus. Er wird von der Polizei verdächtigt etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun zu haben. Jedoch hat er den Verdacht, der Gärtner der Nachbarin, Kurt-Werner Wichmann, ein Playboy, der es scheinbar auf vermögende Frauen abgesehen hat; könnte etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun haben. Zudem hat Wichmann ein langes Vorstrafenregister - vom Einbruch über sexuelle Belästigung, hin zur Vergewaltigung und versuchtem Totschlag. Im Fall Birgit Meier ergeben sich allerdings keine konkreten Beweise gegen Wichmann.
In der Zwischenzeit wird im Fall der Göhrde Morde ein Phantombild erstellt, wodurch auch Wichmann ins Visier gerät. Doch er wird als Täter ausgeschlossen, da er auf dem Bild seines Personalausweises eine Brille trägt und somit eine Ähnlichkeit mit dem Phantombild ausgeschlossen wird.
Ein Jahr später übernimmt der Ermittler Klaus Werner den Fall Birgit Meier. Er geht fest von einem Verbrechen aus und entdeckt, dass ein rückseitiger Feldweg von Meiers Haus direkt zum Nachbarort in die Nähe von Wichmanns Haus führt. Der Antrag zur Durchsuchung für das Haus wird jedoch im Oktober 1990 abgelehnt. Und die Ermittlungen gegen Harald Meier laufen vorerst weiter.
Als im September 1992, 3 Jahre nach dem Verschwinden von Meier, die Ermittler einen neuen Hinweis gegen Wichmann erhalten wird nun einer Durchsuchung seines Hauses zugestimmt. Dabei wird im 1. Stock ein verschlossenes Zimmer entdeckt, zu dem nur Kurt-Werner Wichmann Zutritt hat. Dort finden die Ermittler Nazi-Lektüren, SM-Videos, Schusswaffen, Betäubungsmittel, Fesselungswerkzeug u.v.m.. Für einen Haftbefehl reicht dies jedoch nicht aus. Bei einer weiteren Durchsuchung des Hauses findet man dann hinter einer weiteren Tür einen geheimen Gang, durch den man per Seil in Wichmanns Garage gelangt. Auch eine Abhöranlage, die zum Schlafzimmer in der Souterrain-Wohnung führt, sowie ein vergrabener Sportwagen im Hang des Gartens werden entdeckt. Und der Leichenspürhund schlägt an… trotzdem wird immer noch kein Haftbefehl erlassen und Wichmann ist mittlerweilen untergetaucht.
Kurz nach seiner Flucht am 24.02.1993 hat Wichmann seinen Arbeitsplatz leer geräumt. Von unterwegs droht er telefonisch Harald Meier. Am 30.03.1993 verursacht er einen Unfall, dennoch bleibt Wichmann weiter auf freiem Fuß. Bei einem weiteren Unfall am 15.04.1993 bei Heilbronn findet die Polizei eine Maschinenpistole im Wagen des Flüchtigen. Er wird festgenommen und kommt wegen Waffenbesitzes in Untersuchungshaft. Dort erhängt er sich am 25.04.1993 mit seinem Gürtel und hinterlässt einen seltsamen Abschiedsbrief. Daraufhin werden die Ermittlungen gegen Wichmann eingestellt und alle Asservate, inkl. Auto und Waffen, werden vernichtet, was sich später als fataler Fehler herausstellt.
Als 2002 der Bruder von Birgit Meier, Wolfgang Sielaff, selbst seinerzeit Ermittler, in den Ruhestand geht, beginnt dieser auf eigene Faust zu ermitteln und erlangt Akteneinsicht in den Vermisstenfall seiner Schwester. Er gründet mit Hilfe von Reinhard Chedor die private EG Iterum, in der sich auch Prof. Klaus Püschel, Gerhard Strate und Martin Köhnke engagieren. Sie untersuchen nochmals das Haus von Wichmann, dessen Frau mittlerweile verstorben ist. Viele private Dinge von Wichmann im „versteckten“ Raum sind immer noch vorhanden. Dabei machen sie eine weitere interessante Entdeckung: Zeitungsausschnitte zu dem Mord an Ilse Gerkens, 1968 im Wald erschossen. Der Mord wurde nie aufgeklärt, aber auch in dieser Polizeiakte taucht Wichmanns Name auf. Er war zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt. Hat er womöglich etwas mit diesem Mord zu tun?
Nachdem 2015 Lüneburg ein neuer Polizeipräsidenten die Führung übernimmt tut sich auch im Falle der Göhrde-Morde etwas: 2017 wird die EG Göhrde, bestehend aus 4 Ermittlern, gegründet, um die Mordserie neu aufzurollen.
Glück im Unglück hat man währenddessen im Falle Meier: In der Rechtsmedizin Hannover wird ein Gegenstand entdeckt, welcher 1993 der Vernichtung entging: Handschellen aus Wichmanns Zimmer. Bei genauerer Untersuchung kann Blut von Birgit Meier darauf gefunden. Somit ist Wichmann endlich als Täter überführt. Doch es fehlt immer noch die Leiche.
Nach weiteren Untersuchungen der KFZ-Grube in Wichmanns Garage wird man endlich am 29.09.2017 fündig. Die Überreste von Birgit Meier werden gefunden. Sie wurde erschossen.
Auch die EG Göhrde macht einen spektakulären Fund: Hautschuppen von Wichmann werden im Auto eines der Opfer nachgewiesen, seinerzeit auf einer Klebefolie archiviert.
2018 wird das ehemalige Haus und Grundstück von Wichmann mit dem Einverständnis des neuen Besitzers nochmals umfassend untersucht, denn man ist sich sicher, dass es mind. einen Mittäter gab, möglicherweise Wichmanns Bruder. Hierbei werden weitere vergrabene Dinge gefunden, wie Autoteile, Geldbörsen, Handtaschen und Damenschuhe. Doch Hinweise auf einen Komplizen bleiben aus.
Somit gelten die beiden Fälle als „so gut wie“ abgeschlossen, zumindest im Falle Meier. Eine Verbindung zwischen Wichmann und weiteren ungeklärten Morde wird seinerzeit zusätzlich überprüft.
Autor: Jenny G., Aug. 2020
Quelle: Eiskalte Spur - Die Göhrde-Morde und die verschwundene Frau (NDR)
Wer kennt diese Fundstücke von Wichmanns Grundstück?