Thomas Lemke wurde als uneheliches Einzelkind geboren. Er brach Lehren als Tischler und Dachdecker ab, war arbeitslos, wurde bei der Bundeswehr ausgemustert, schloß sich der Gladbecker
Jugendgruppe "Bomber" an und trug Jacken mit der Aufschrift "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein". Er posierte mit dem "Hitlergruß" und im Kampfanzug mit einer Panzerfaust. Sein Vorstrafenregister:
Brandstiftung, Körperverletzung und Volksverhetzung.
Nach einer Verurteilung durch ein Jugendschöffengericht vermutete Lemke, sein Freund Martin Kemming habe ihn verraten. Kaum aus der Haft frei, klebte er in Bottrop "Steckbriefe": Er nannte Kemming
einen "Faschisten" und rief auf, ihn zu "ächten und zu bestrafen". Als am 12. Januar 1995 vor dem Schöffengericht in Gladbeck deswegen gegen ihn verhandelt werden sollte, kam er nicht. Lemke wurde
mit Haftbefehl gesucht und tauchte - obwohl inzwischen mit einer Amerikanerin verheiratet - bei seiner Geliebten Bianka Weidemann in Altena unter. Er verprügelte die examinierte Altenpflegerin
gelegentlich und sperrte sie ein, weil er befürchtete, sie könne ihn verraten. "Um sie jederzeit in der Hand zu haben", beschloß er nach der Vermutung der Staatsanwaltschaft, "zusammen mit Bianka
Weidemann einen Mord zu begehen".
Am 16. Juli 1995 verabredeten beide sich mit ihrer gemeinsamen Bekannten Dagmar Kohlmann aus Hagen. Sie fuhren nach Altena, fesselten und knebelten ihr Opfer mit Klebeband, brachten die Frau in einen
Wald und würgten sie gemeinsam mit einem Seil. Als das Opfer röchelte, schlug Lemke ihm mehrmals einen Klappspaten auf den Kopf, fühlte den Puls und verscharrte die Tote in einem Erdloch.
Am 3. Februar 1996 mietete Lemke einen Leihwagen. Er fuhr nach Oberhausen und besuchte einen Bekannten: Marcel Müthing hatte Lehren als Elektriker und als Lackierer aus gesundheitlichen Gründen
abgebrochen; er trägt eine künstliche Herzklappe und einen Schrittmacher und ist zu 50 Prozent schwerbeschädigt. Eigentlich wollten beide in Mönchengladbach einen Freund besuchen, doch Lemke änderte
den Plan: Er steuerte nach Bergisch Gladbach zur Wohnung von Patricia Wright. Lemke hatte sie auf dem Bahnhof in Hagen kennengelernt und wegen eines Aufklebers "Nazis raus" auf ihrer Kleidung als
"Linke" eingeordnet. Sie gelte es zu "bekehren", sagte er zu Müthing, der sich nicht sträubte. Die arglose Frau öffnete, wurde gefesselt, entkleidet, von Lemke mit Kondom vergewaltigt, mit einem
Schnürsenkel gedrosselt, mit einer Gipsfigur auf den Kopf geschlagen und erstochen. Die Obduktion ergab 91 Messerstiche.
Thomas Lemke, der nicht vergessen konnte und nicht vergeben wollte, erinnerte sich an die offene Rechnung mit seinem einstigen Freund Martin Kemming, von dem er sich verraten glaubte. Er rief unter
falschem Namen bei dessen Familie in Bottrop an und erfuhr, sein Opfer sei bei der Familie einer Freundin in Dorsten-Rhade. Lemke schulterte am 5. März seinen Rucksack, der ein Schrot-Repetiergewehr
verbarg, klingelte und lockte Kemming unter dem Vorwand, er habe sein Auto angefahren, ins Treppenhaus. Dort feuerte er mit der "Pump Gun" aus zwei Metern tödliches Schrot auf den früheren Freund
ab.
Nach seiner Verhaftung wurde ihm im Juli 1997der Prozeß gemacht. Thomas Lemke muß wegen dreifachen Mordes und Vergewaltigung bis an sein Lebensende hinter Gitter. Das Essener Schwurgericht
verurteilte ihn zu lebenslanger Haft, anschließender Unterbringung in der Psychiatrie sowie Sicherungsverwahrung. Mit der Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verhängte das Gericht die
Höchststrafe.
Mit Lemke wurden auch Bianka Weidemann wegen Mordes zu sechs, und Marcel Müthing wegen Beihilfe und Vergewaltigung zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
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