Jürgen Bartsch

"Kirmesmörder"

geb. 1946, gest. 1976

Land: Deutschland

aktiver Zeitraum: 1962 - 1966

Morde: 4

Bartsch, Jürgen

Karl-Heinz Sadrozinski wurde 1946 als nichteheliches Kind in Essen geboren. Seine leibliche Mutter verstarb kurz nach seiner Geburt an Tuberkulose. Die ersten Monate seines Lebens verbrachte er in den Händen von Krankenschwestern, bis er mit elf Monaten von der kinderlosen Fleischerfrau Bartsch und ihrem Ehemann adoptiert wurde. Die Fleischerfrau Bartsch hatte das Kind in der Klinik gesehen und sich in den herzigen Jungen verliebt. Ihre Ehe war kinderlos geblieben. Sie adoptierte den Säugling. Von nun an hieß er Jürgen Bartsch.

Bartschs Adoptivmutter war eine neurotische Sauberkeitsfanatikerin. Er durfte sich als Kind nicht dreckig machen, nicht mit anderen spielen und wurde später noch als 19jähriger von seiner Adoptivmutter in der Badewanne gewaschen. Bartsch dazu: "Sie wollte lieber eine Puppe haben." Der Vater verachtete und schikanierte seinen Ziehsohn. Im Gefängnis klagte Bartsch später: "Das Fehlen des wirklichen Geborgenseins hat mir immer sehr weh getan." Jürgen Bartsch war isoliert und fand auch in der Schule keine Freunde. Er blieb ein gehänselter Außenseiter.

Mit 10 Jahren kam er in ein Heim, das heiltherapeutische Dr. Dawo Heim in Rheinbach, das nach den Methoden von Bruno Bettelheim arbeitete. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich wohl, es hätte der Wendepunkt in seinem Leben sein können, weil er hier viele Defizite, die er in seiner Entwicklung hatte, hätte aufholen können, doch seine sauberkeitsfanatische Adoptivmutter (der Vater Bartsch stand ziemlich unterm Pantoffel und hatte kaum eine eigene Meinung) war der Ansicht, dort ginge es nicht nur zu leger, sondern auch unsauber zu. Sie beklagte, dass die Bettwäsche nicht jeden Tag gewechselt würde. Die Adoptiveltern steckten ihn daraufhin in ein katholisches, militärisch geführtes Internat. Hier herrschten Zucht und Ordnung. Der Adoptivvater meinte dazu später: Dann hat er es später beim Baras (Militär) mal leichter sich einzufügen. Besonders streng ahndete man homosexuelle Kontakte unter den Zöglingen. Bartsch, der mit 8 Jahren sein erstes homosexuelles Erlebnis hatte und in dem Internat von dem strengen Pater Pütz sexuell missbraucht wurde, musste nun mit der von ihm selbst als abartig empfundenen Sexualität fertig werden, was ihm nie gelang.

Bartsch war 15, als er Klaus Jung umbrachte, kurz nach der Entlassung aus dem Internat, dort war er zu oft entwischen und wurde nicht mehr aufgenommen, kehrte nach Langenberg zurück. Er tötete Klaus Jung, 8 Jahre alt, im Jahre 1962 im Luftschutzbunker. Peter Fuchs, da war Bartsch schon volljährig, hatte sich verlaufen, auch er wurde im Alter von 13 Jahren ein Opfer, im selben Jahr Ulrich Kahlweiß.

Am 8. Mai 1966 ging Bartsch auf eine Kirmes nach Essen-Schonnebeck. Dort sprach er den 11jährigen Manfred Graßmann an. Unter dem Vorwand, einen Schatz zu suchen. Er lockte  ihn in einen alten Luftschutzbunker. Dort angekommen, zwang er ihn sich auszuziehen. Bartsch nahm sexuelle Handlungen an seinem Opfer vor und erschlug ihn danach. Später nahm er ein Schlachtermesser und zerstückelt die Leiche.

Am Sonnabend, dem 18. Juni 1966, streifte Bartsch auf der Suche nach einem neuen Opfer durch Wuppertal-Elbersfeld. Er fand sein Opfer,  Peter Freese. Bartsch brachte ihn in den Luftschutzbunker, wo er ihn mit Schlägen und Fußtritten dazu zwang, sich zu entkleiden. Er fesselte Freese und kündigte ihm an, er werde ihn töten. Danach verließ er den Bunker. Freese konnte sich von den Fesseln befreien und entkam.

Eine Sonderkommission der Mordkommission Essen untersuchte daraufhin den Bunker. In dem alten Luftschutzbunker fand man die Überreste von 4 Kinderleichen. Es waren der 12jährige Ulrich Kahlweiß, der 13jährige Rudolf Fuchs, der 8jährige Klaus Jung und der 11jährige Manfred Graßmann. Die Suche nach dem Mörder begann. Bartsch konnte durch Hinweise aus der Bevölkerung verhaftet werden.

Er wurde am 15.12.1967 in erster Instanz vom Landgericht Wuppertal zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe verurteilt. Gerichtliche Gutachten hatten ihn für zurechnungsfähig erklärt. Nachdem zunehmend öffentliche Kritik am Verfahren laut geworden war, wurde das Urteil vom Bundesgerichtshof als Revisionsinstanz aufgehoben. Vom Landgericht Düsseldorf wurde das Urteil gegen ihn in 10 Jahre Jugendstrafe umgewandelt und eine Unterbringung in eine Heil.- oder Pflegeanstalt angeordnet.

Jürgen Bartsch beantragte eine Kastration und starb 1976 auf dem Operationstisch im Landeskrankenhaus Eikelborn an den Folgen eines Narkosezwischenfalls - so sagte man damals.

Autor: u.a. Nicolette Bohn

 

Die Opfer:

31.03.1962 - Klaus Jung (8)
06.08.1965 - Peter Fuchs (13)
14.08.1965 - Ulrich Kahlweiß (12)
06.05.1966 - Manfred Graßmann (11)

 

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Literatur:

"Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders" von Paul Moor (2003)

"Die Darstellung des Serienmörders Jürgen Bartsch in den Printmedien" von Janina Vahrenholt (2013)

"Anwalt des Teufels" von Nicolette Bohn (2004)

Verfilmung:

"Ein Leben lang kurze Hosen tragen" (2002)

Dokumentation:

"Nachruf auf eine Bestie" (1983)


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